Die letzten Minuten eines Spiels sind es häufig, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Den entscheidenden Meter mehr gehen, als der Gegner. Den Sprint zur richtigen Zeit, den eigenen Körper im wichtigen Zweikampf zwischen den Ball und den Gegenspieler bringen. Athletik und körperliche Fitness sind ein integraler Teil einer erfolgreichen Mannschaft. Bei uns besonders – aber nicht nur! – für diese Belange zuständig ist Athletik-Trainer Jan Schneider. Wir stellen ihn euch vor!
Jan Schneider, danke dir, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Wie geht’s dir? bist du bisher gesund durch die Corona-Zeit gekommen?
Jan Schneider: Hallo, vielen Dank, dass ich teilnehmen darf. Ich bin bisher gut durch die aktuelle Pandemie gekommen und habe mich viel an der frischen Luft bewegt. Da zum Glück der Frühling beginnt und man es draußen in der Sonne gut aushalten kann, geht es mir sehr gut. Ich kann mich persönlich nicht beschweren.
Wie hast du die bisherige Saison bis zur Unterbrechung erlebt? Gab es Momente, die besonders in Erinnerung geblieben sind?
Schneider: Für mein Empfinden war tatsächlich das erste Mannschaftstraining nach der Sommerpause ein sehr gutes und positives Erlebnis. Da hat man das Gefühl bekommen, es kann funktionieren und die Jungs haben richtig Bock auf Fußballspielen. Und klar gehören gerade Derbyspiele wie gegen Wickede oder auch Bövinghausen zu den Highlights in dieser Saison.
Wie müssen wir uns eine typische Arbeitswoche eines Athletiktrainers vorstellen?
Schneider: Es gibt aktuell keine typische Arbeitswoche. Die ist immer sehr geprägt von den vergangenen und kommenden Saisonspielen. Die beeinflussen die Planung des Trainings maßgeblich. Allerdings versuchen wir immer die zentralen Blöcke in der athletischen Ausbildung unser Spieler zu berücksichtigen. Hier wären in erster Linie die Klassiker mit Koordination und Stabilität zu nennen, allerdings umfasst so eine klassische Woche natürlich auch das Sprinttraining oder auch das Beweglichkeits-/ Mobilitätstraining. Aus diesen Blöcken werden dann in unterschiedlicher Gewichtung Elemente in die Trainingswoche integriert. Allerdings ist mein Training als Ergänzung zum Haupttraining mit dem Ball zu sehen, daher liegt darin schon eine ganz klare Priorisierung. Letztendlich unterliegt meine Arbeit mit dem Jungs der obersten Maxime, dass sie am Sonntag Fußballspielen können müssen und das bestmöglich.
Gibt es Übungen, die die Spieler besonders ungerne machen? Wie hältst du die Jungs während anstrengenden Einheiten bei Laune?
Schneider: Ich glaube da kann ich keine pauschale Antwort geben. Nehmen wir das Beispiel Beweglichkeitstraining. In der Vorbereitung im Sommer, nach einer Schweineeinheit durch Rafik und Flo, ist das gemeinsame Beweglichkeitstraining eine gern gesehene Abwechslung. Anders sieht das aus, wenn wir uns beispielsweise im Herbst befinden und sonntags auf einem tiefen, nassen Rasen spielen mussten. Im Sinne der Belastungssteuerung würde an dieser Stelle ein umfangreiches Beweglichkeits- und Stabilitätstraining Sinn machen, allerdings haben die Spieler oft eine andere Empfindung und wollen lieber zocken. Aber gerade Übungen für die Hüftbeweglichkeit und Burpees zählen nicht zu den Lieblingsübungen unserer Spieler.
Bist du mit dem Fitnessstand der Mannschaft trotz allem im Moment zufrieden?
Schneider: Ich denke, dass wir aktuell einen Plan haben, der funktionieren kann. Aber dieser hängt natürlich von Faktoren ab, welche wir nicht beeinflussen können. Da unterliegen wir den Regularien der Politik und dem Landesverband. Wann können wir wieder in Kleingruppen trainieren, wann können wir mehr als nur eine Parkanlage oder den heimischen Garten nutzen und so weiter. Wir waren vor der Unterbrechung auf einem sehr guten Niveau und das hat man im Training und in den Spielen gesehen. Und mit Ende der Unterbrechung werden wir auch wieder fit und spielfähig sein.
Gibt es jemanden, der sich zum Musterschüler aufgeschwungen hat?
Schneider: Ich möchte eigentlich keinen Spieler an dieser Stelle besonders in den Vordergrund stellen. Zusammen mit Flo und Rafik haben wir die Erfahrung gemacht, dass, wenn die Mannschaft muss, sie das auch umsetzt, was wir von ihr fordern. Aber natürlich haben wir Charaktere in der Mannschaft, die eine hohe Eigenmotivation haben und andere, denen man ein bisschen Feuer machen muss.
Glaubst du, dass die Saison noch weitergespielt wird?
Schneider: Das ist eine sehr spannende Frage. Ich möchte mich eigentlich nicht dazu äußern, es liegt nicht in meinem Entscheidungsbereich. Wenn die Politik und alle anderen Instanzen die Freigabe erteilen, sind wir bereit zu spielen, und wenn diese nicht kommt wird man hoffentlich Lösungswege aufgezeigt bekommen.
Wie man hört, warst du selbst in der Vergangenheit als Leichtathlet tätig. Bist du noch aktiv?
Schneider: Ja, das ist richtig, das war jahrelang mein treuer Begleiter. Allerdings muss ich gestehen, dass meine aktive Karriere schon ein paar Jahre her ist. Mit einer kleinen Ausnahme 2019 habe ich im Jahr 2017 meine Karriere beendet und bin eigentlich ganz glücklich mit der Entscheidung. Allerdings zuckt es bei nationalen Meisterschaften und natürlich bei den großen Events wie EM, WM und, klar, Olympia immer noch in den Füßen.
In welcher Disziplin bist du an den Start gegangen?
Schneider: Meine absolute Lieblingsdisziplin war in den letzten aktiven Jahren immer der Weitsprung, wobei ich gerade in den Jugendjahren den Mehrkampf und dann irgendwann den Zehnkampf bestritten habe. Rückblickend empfinde ich es als sehr gewinnbringend und habe dadurch eine umfangreiche athletische Ausbildung genießen dürfen. Dabei haben vor allem die technischen Sprungdisziplinen wie Hoch-, Weit-, und Stabhochsprung sehr viel Spaß gemacht.
Gibt es neben dem Sport noch weitere Hobbys oder Talente, über die wir Bescheid wissen sollten?
Schneider: Mit Blick auf meine eigene Biografie muss ich sagen, gibt es wenig was annähernd so eine große Leidenschaft ausgelöst hat, wie der Sport – Und damit sind nicht nur der Fußball oder die Leichtathletik gemeint. Sondern es geht von Schwimmen, Wandern, Fahrradfahren, Segeln bis hin zu Yoga. Aber im „Alter“ wird man ein bisschen ruhiger und ich habe über die Zeit eine Leidenschaft zum Kochen entwickelt, was auch einen kleinen meditativen Touch haben kann.
Wie gewohnt, hast du zum Abschluss noch die Gelegenheit, ein paar Worte an die Leserschaft zu richten.
Schneider: Bleibt gesund und „positiv“. Wir werden irgendwann dem schönsten Sport der Welt wieder nachgehen dürfen. Aber bis dahin nutzt die Schönheit in Brünninghausen und Umgebung mit dem Rombergpark, der Bolmke oder der Ruhr. Geht in die Natur und schaltet von der Hektik des Alltages ab. Klingt ziemlich esoterisch, aber es gibt weit mehr als Homeoffice und Couch.
Interview geführt von Christopher Hönisch